Romeo und Julia auf dem Dorfe

Rezension: "Romeo und Julia auf dem Dorfe"
Rezensentin: Hannah Zindel

Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe


Zum Buch:
Das Buch ist im Jahr 2008 im Anaconda Verlag erneut erschienen. Es umfasst 95 Seiten und kostet derzeit 2,95 €. Erstmals wurde die Novelle im Jahr 1856 in der Sammlung "Die Leute von Seldwyla" veröffentlicht. Bis heute gehört sie zu den meistgelesenen Erzählungen der deutschen Literatur.

Zum Inhalt:
Natürlich lässt der Titel schon erraten worum es geht. Und es stimmt: Zwei Kinder aus verfeindeten Familien verlieben sich und gehen am Ende freiwillig in den Tod. Und doch ist es ein wenig anders. Mit großem Erzähltalent berichtet Gottfried Keller von den zwei Bauernfamilien, die anfangs noch freundlich miteinander auskommen, doch dann entbrennt ein Streit wegen einer Kleinigkeit und die Bauern ziehen vor Gericht. Angestachelt von den anderen Dorfbewohnern, die den Kleinkrieg der Bauern anscheinend sehr erheiternd finden, geht es mit den Bauern immer weiter bergab, bis der eine seinen Hof verliert und in die Stadt ziehen muss, wo er eine Schenke eröffnet, leider auch mit wenig Erfolg. So zieht der Bauer mit seinem Sohn täglich an den Fluss um dort Fische zu fangen. Aber auch dem anderen Bauern geht es nicht besser. Zwar lebt er noch auf seinem Hof, doch er hat nichts mehr als den einen Acker, der der Anlass des ganzen Elends war. Seine Frau ist ihm schon gestorben und er hat nun nur noch seine Tochter. Um sich am Leben zu erhalten ist auch er gezwungen am Fluss zu angeln. Zufällig treffen die Bauern dort aufeinander und nur den Kindern ist es zu verdanken, dass dieses Treffen nicht zu Mord und Totschlag führt. Sie schaffen es, ihre Väter zu trennen und nach Hause zu bringen. Doch die Kinder sind nun keine Kinder mehr und haben sich nun zum ersten Mal seit langer Zeit wieder von Nahem gesehen und können nun an nichts anderes mehr denken. Heimlich treffen sie sich wieder, doch dann geschieht ein großes Unglück. Der Vater des Mädchens trifft die beiden Arm in Arm und geht in seinem Zorn auf den Sohn des Feindes los und als dieser zurückweicht, schlägt er stattdessen das eigene Kind. Doch Sali lässt sein Vrenchen nicht misshandeln, nimmt einen Stein und schlägt den Wüterich nieder. Zum Glück ist er nicht Tod, doch als er endlich wieder erwacht, ist er blödsinnig und muss fortan in einem Heim leben. Vrenchen verliert nun den Hof und muss sich anderswo eine Stelle suchen. Doch den letzten Tag will sie mit ihrem Sali verbringen. Sie wissen, dass es für sie keine Zukunft gibt, doch den einen Tag lang spielen sie Braut und Bräutigam, lassen es sich gut gehen, doch der Tag neigt sich dem Ende und was soll dann werden. An dem Fluss, an dem sie sich verliebten, feiern sie nun ihre Hochzeit und als der Morgen dämmert, stürzen sie sich hinein. Später werden ihre Leichen gefunden.

Gottfried Keller erzählt diese Begebenheit mit einfachen Worten und leicht verständlich ohne sie zu bewerten. Es bleibt dem Leser selbst überlassen einen Schuldigen für das Unglück des jungen Liebespaares zu suchen oder aber auch das Geschehen einfach nur so hinzunehmen. Es werden keine Erwartungen an den Leser gestellt, er muss sich keine Meinung bilden, aber er soll diese Geschichte zur Kenntnis nehmen. Den einen wird sie berühren, den anderen vielleicht völlig kalt lassen und doch wird es niemals Zeitverschwendung sein, diese Novelle zu lesen, einfach schon diese Erzählkunst Kellers macht sie zu etwas Besonderen. Wie er die Personen vor dem Auge des Lesers entstehen lässt, diese Geschichte lebendig macht, mit einer Leichtigkeit, ohne viele Worte, ohne komplizierte Erklärungen. Zu Recht gehört Gottfried Keller zu den Großen der deutschsprachigen Literatur und seine Werke sind es wert gelesen zu werden.

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