Mein Leben im Schrebergarten

Rezension: "Mein Leben im Schrebergarten"
Rezensentin: Sonja Ceri

Wladimir Kaminer: Mein Leben im Schrebergarten


Zum Buch:
Es war der Traum von Kaminers Frau inmitten eines eignen Gartens mit einem großen Hut auf dem Kopf sitzen zu können, dem Summen der Hummeln zu lauschen und sich über die selbst gesäte Blumenpracht zu erfreuen. Kaminer selbst hatte nie in seinem Leben Interesse an Gartenarbeit gehabe und das Gemüse vom Vietnamesen an der Ecke schmeckt ihm jeher gut genug. Doch die Aussicht auf ein ruhiges Idyll am Rande der Großstadt, in dem er sich in Ruhe seiner Schriftstellerei widmen könnte, reizte ihn dennoch. So bewerben sich die Kaminers in der Kleingartenkolonie "Glückliche Hütten" auf eine Parzelle. An einem herbstlichen Nachmittag ist es dann endlich so weit. Die Kleingartenkolonie meldet in höflichsten Kleingartendeutsch, sie habe eine hübsche Parzelle für die Familie gefunden und laden selbige für Sonntag acht Uhr morgens zu einem Besichtigungstermin ein. Kurz entschlossen pachten die Kaminers Parzelle 118, um den Traum von Naturnähe und agrarischer Selbstverwirklichung wahr machen zu können.
Die stolzen Besitzer verfügen fortan über ein 42 qm großen Grundstücks, mit einer Steinlaube, 6 Apfelbäumen, 47m Maschendrahtzaun und einer Fülle an Pflanzen. Das Gartenabenteuer kann beginnen.
Doch anstatt sich mit Botanik und der Ästhetik der Gartenkunst zu beschäftigen, macht Kaminer Bekanntschaft mit dem skurrilen Rechtsvorschriften, wie dem Bundeskleingartengesetz (BKleinG) oder auch dem Abfall- und Biotoilettengesetz (BioAb). Schnell wird Kaminer klar, dass er innerhalb von zwei Monaten gegen so ziemlich alle Paragraphen der in Deutschland bestehenden Gartenordnungen verstoßen hat. Doch da von lässt er sich nicht abschrecken, ebenso wenig von der Vielzahl der undefinierbaren Blümchen und Pflänzchen, die schon nach kurzer Zeit an jeder erdenklichen Stelle im Garten sprießen. Das Unkraut tauft die Familie kurzerhand um in "thailändische Liebesblumen" oder "chinesische Maiglöckchen". Die Nachbarn aus der Gartenkolonie beobachten die Neuankömmlinge aus der Ferne mit skeptischen Blick. Schon bald hat sich Kaminer mit dem gesamten Vorstand in den Haaren. Doch auch dadurch will er sich partout sein Spießeridyll nicht vermiesen lassen. Das Gartenjahr hält ihn auf Trab mit Rhabarbar- und Apfelernte, einer Invasion von Fruchtfliegen, dem interessanten Nachbarn Günther Grass und dem hautnahen Erleben der ungezähmten Natur. Kleingärtner aufgepasst, die Russen kommen!

Mit feinsinnigen Humor und einer gehörigen Portion Satire schafft Beststellerautor Wladimir Kaminer ein Buch mit Anekdoten aus dem Schrebergartenleben. Aus Sicht eines Russen sowie mit seinem lakonischen Stil gelingt ihm dabei ein witziges Portrait über deutsche Kleingärtner und deren Eigenarten. Die deutschen und die russischen Kleingarten-Fanatiker unterscheiden sich nach seiner Meinung grundlegend. Russen fahren zu ihren Datschen, um sich zu erholen - und natürlich zu trinken. Deutsche stellen Gartenzwerge auf und regeln den Anbau von Hecken, wenn es sein muss auch gerichtlich. Kaminers Anwesenheit in einer Schrebergartenkolonie ist daher allemal eine Lachgarantie, wenn er versucht beide Kulturen zusammen zu bringen. Wer als Stadtmensch noch darüber nachdenkt, sich in ein solches Idyll einzumieten, wird nach dieser Lektüre fragen, ob er wirklich unter die ewigen Kleingärtner gehen möchte.

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